Eine riesige Welle der Verunsicherung rollt durch unsere immer komplexere Welt. Damit einher geht der Ruf vieler Menschen, die sich fragen: „Was ist der Sinn des Lebens? Was ist meine Lebensaufgabe?“ Wer eine philosophische Antwort erwartet, die in begrifflicher Klarheit genaue Definitionen, Abgrenzungen vermittelt, wird enttäuscht sein; denn dieses Wort hat in seiner ursprünglichen Wurzel etwas zu tun mit „Gang, Weg, Reise“.

Der Sinn erschliesst sich offensichtlich nicht im puren Nachdenken, sondern in einer Bewegung, in einem Vorgang des Gehens und Suchens. Wenn nach dem Sinn gefragt wird, dann werden wir auf unsere Sinne verwiesen: wir müssen lernen, den Dingen nachzuspüren, um sie verkosten zu können. Dazu ist es aber notwendig, dass wir nicht auf unserem Platz bleiben, sondern uns auf die Dinge zubewegen, sie umkreisen, ihnen nahe kommen. Erst dann können wir etwas von ihnen begreifen, können wir von ihrer besonderen Gestalt erfasst werden.

Der Sinngehalt hat es mit der Wahrheit zu tun. Viele Menschen sind heutzutage nicht mehr gewillt, Sinn und Ziele überlieferter Ideale, Werte, Normen, Menschenbilder und angeblicher Wahrheiten entgegenzunehmen. Sie spüren die Unzulänglichkeit alter Vorstellungen für das Leben der Zukunft. Den Sinn zu suchen und gar um ihn zu ringen und ihn selbständig zu finden ist in letzter Zeit sehr zentral und kann sogar etwas Beglückendes sein.

Vor allem lässt sich die Sinnerfahrung nicht erzwingen. Das ist vergleichbar mit dem Glück. Sinn und Glück sind miteinander verwandt: sie kommen entgegen, stellen sich plötzlich ein, verändern unser Leben, lassen sich aber nicht festhalten. Und dennoch sind sie nicht Elemente des blinden Zufalls. Phantasie und innere Beweglichkeit sind die Geburtshelfer*innen von Glück- und Sinnerfahrungen. Sinn ist eine Wegerfahrung.

So sind die Demonstrationen und drängenden Fragen vieler – besonders junger Menschen – in Bezug auf den Klimawandel einerseits ein Aufschrei, andererseits ein hoffnungsvolles Zeichen, damit die Ganzheit der Welt diesbezüglich zu einem Sinngefüge werden könnte.

Andererseits gibt es Menschen, denen es nicht gelingt, die auftauchenden Probleme zu lösen und zu bewältigen. Sie resignieren, fallen in Ohnmacht oder werden durch ihr „Grübeln“ seelisch krank. Ich begegne oft jungen Menschen und Eltern, die die Antwort des Lebens nicht mehr finden und ihnen deshalb die Hinwendung zum Leben fehlt. Andere wieder können den Überfluss der heutigen Konsumgesellschaft nicht mehr verkraften und stellen sich die Frage: Was für einen Sinn hat das alles?“

Viele der jungen Menschen sind verzweifelt, wenn wir nicht vorleben, wie man dem Leben seine Zustimmung gibt. Zustimmung heisst, das was dem Menschen wichtig ist, mit Herz und Bauch zu spüren.

Sinn kann bestimmt nicht gegeben werden, sondern muss von jedem Menschen selbst gefunden werden – allerdings nicht in ihm selbst. Sinn ist die Verantwortung für eine Sache, die „Hingabe für eine Sache“. Sinn finden und verwirklichen kann der Mensch, indem er ein Werk schafft oder in dem er jemanden erlebt. Jemanden erleben heisst ihn lieben – auf ihn zugehen. Gelingt es dem Menschen auf dem „Gutwärtsweg“ zu gehen, dann ist sein Gehen, dem Leben einen Sinn zu geben, erfolgreich.

Die Sinngebung im Leben brauchen wir alle – es lohnt sich bestimmt, darüber nachzudenken und es stellt sich für uns alle immer wieder die Frage: „Wofür will ich gelebt haben?“ Gerne begleite ich Sie bei Ihren Sinn-Fragen.